Den Hamburger SV umschwirrt in dieser Saisonphase Woche für Woche immer stärker die Frage nach der (Um-)Besetzung im Sturm. Da ist zum einen der Umstand, dass dem momentan gesetzten Mittelstürmer kein eigener Torerfolg gelingen will, während der Hauptkonkurrent sein zuvor vorhandenes Fitnessdefizit abgearbeitet hat. Bei Letzterem geht es wenig überraschend um Yussuf Poulsen.

 
In den ersten Wochen der Saison war der körperliche Zustand des Neuzugangs von RB Leipzig ein Dauerthema, bei dem HSV-Coach Merlin Polzin gebetsmühlenartig darauf hinwies, dass die Jahre im Profifußball – mit vielen kleineren wie größeren Verletzungen – dem 31-Jährigen in den Knochen oder vielmehr in den Muskeln stecken. Schritt für Schritt galt es, das Pensum zu steigern.
 
Poulsen wartet zwar noch auf den ersten Startelfeinsatz für die Rothosen, ist aber inzwischen bereit dafür. „Von der Fitness her wäre er auch letzte Woche für mehr bereit gewesen“, hielt Polzin am Donnerstag auf explizite Nachfrage zur Startelftauglichkeit fest. Gut 40 Minuten (inklusive Nachspielzeit) hatte der Däne am vergangenen Spieltag schon bekommen.
 
Behutsamkeit sei in dieser Personalie zwar immer noch gefragt, aber „er ist definitiv bereit, mehr zu spielen als zuletzt“.
 

Torloser Königsdörffer unter Kritik-Beschuss

Die Frage wird auch sein, ob Polzin seinen Sturm reif sieht für eine Änderung? Er hielt lange an Ransford Königsdörffer in der Spitze fest und betonte wiederholt die Bedeutung des 24-Jährigen für das HSV-Spiel. Dass ihm in der bisherigen Bundesliga-Saison kein Scorer gelungen ist, hat im Umfeld aber Diskussionen entfacht.
 
Die wurde auch dadurch befeuert, dass sich Hamburgs Spiel, das zuvor auf defensive Stabilität oder Umschaltmomente fokussiert war, in letzter Zeit so gestaltete, dass vorne durchaus ein stämmiger, hochgewachsener Angreifer wie eben Poulsen oder auch Robert Glatzel womöglich gutgetan hätte. Besonders über die linke Seite mit Miro Muheim und Jean-Luc Dompé fanden so einige Flanken ihren Weg in den Strafraum
 
Polzin erneuerte nun zwar sein Plädoyer für Königsdörffer und dessen Beitrag auf dem Feld, und auch der kommende Gegner Borussia Dortmund wird den Hanseaten voraussichtlich weniger Spielanteile überlassen, sodass das Spiel eines für den glücklosen Stürmer sein könnte.
 
Andererseits ist es allmählich wohl an der Zeit, Königsdörffer aus der Schlusslinie zu nehmen und auf eine Bewährungschance als frischer Joker während der Partie zu setzen. Schließlich nimmt Polzin „natürlich auch wahr, wie im Umfeld damit umgegangen wird, wenn Spieler nicht das nötige Abschlussglück haben“.
 
Da Glatzel zuletzt in der Bundesliga nur für wenige Minuten oder sogar nicht mal für den Kader berücksichtigt wurde, dürfte es auf eine Entscheidung zwischen Poulsen und Königsdörffer hinauslaufen. Bei der aktuellen Gemengelage spricht einiges für die Variante mit dem Routinier, der – sofern ausreichend fit – als ähnlich starker Anläufer wie der Ghanaer Teamarbeit leisten kann.